blaue Berge mit Gipfelkreuz, unsere Titelseite

 

1 Aus unserem Fotoalbum

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Gasthof Nuber/ Waltershofen. Hier fanden vor 1900 die ersten Hausgottesdienste statt.
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Luftbild der St.-Johanneskirche 1956
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Die St.-Johanneskirche 1981
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Die Johanneskirche 2023; rechts sind Gemeindezentrum und Pfarrhaus zu sehen
Einweihung der Johanneskirche
Einweihung der St.-Johanneskirche 22.7.1956, die Besucher kommen vom Gasthof "Alte Post"
Einweihung der Johanneskirche
Grundsteinlegung 16.10.1955 mit Dekan Lindenmeyer und Kirchenvorstand Andreas Widmann
Weihung der erweiterten Kirche 6.3.1966
OKR Hans Schmidt weiht am 6.3.1966 die erweiterte Kirche mit neuen Glocken und Orgel
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Mathias Unger senior  li und Mesner Friedrich Pohl re mit den neuen Glocken (2.2.1966)

2 Die Geschichte der Johanneskirchengemeinde

Bayern und Bayerisch-Schwaben sind traditionell im Gegensatz zu Franken und dem "inneren" Ries katholisch geprägte Regionen. Dennoch gab es in und um Meitingen schon im 19. Jahrhundert evangelische Christen. Diese rekrutierten sich aus Zu­wanderern, die sich zum Arbeiten aus dem Ries oder anderen evangelischen Regionen in die Diaspora begaben. Die Geschichte unserer Gemeinde ist ganz wesentlich mit der Familie Nuber verbunden, die in ihrer Walters­hofener Gast­stätte nicht nur die ersten Zusammen­künfte organisierte, sondern sich auch um Sonntagsschulunterricht kümmerte. Der erste nicht als Hauskreis ausgerichtete, sondern institutionelle evangelische Gottes­dienst ist erst für den 1. Weihnachts­tag 1922 über­liefert und fand im Mei­tinger Schloß, einem Gebäude des heutigen Johannes­heims mit Montessori-Kindergarten statt, dort gab es damals Geschäfts­räume des Lechelektrizitätswerks, dessen zu großen Teilen aus dem Nordosten zuwandernde Arbeiter vielfach evangelisch waren. Ab 1925 fanden monatliche Gottesdienste in der Kantine der Siemens-Plania Werke (heute SGL Carbon-Brembo) statt. 1927 wurde ein Gelände an der Bernhard-Monath-Straße erworben und ein Kirchen­bau geplant, die Weltwirtschafts­krise 1929-1933 drehte diesem Projekt allerdings den Hahn zu, Gottes­dienste fanden weiterhin in den bereits vergrößerten Räumen der Siemens-Plania statt. Die Kirchengemeinde Mei­tin­gen wurde am 10.6.1927 gegründet. Ab 1936 gab es Be­stre­bungen, das erworbene Grund­stück gegen ein günstiger dimensio­niertes zu tauschen, dies sollte aller­dings erst 1954 gelingen. 1920 gab es 120, 1929 bereits 150 registrierte Protestanten, heute sind es etwa 2900, zu­züglich derer, die - zu Beginn der Ge­schichte noch undenkbar - evangelisch, aber wegen der Kirchen­steuer ausgetreten sind, die bereits im 19. Jahr­hundert, damals noch regional unter­schiedlich, erhoben wurde. Ohne persönliche finanzielle Unter­stützung und Engagement ist lebendige Kirche aller­dings auch heute noch undenkbar. Alle großen Projekte unserer Gemeinde wurden mit Hilfe großzügiger Spender und Mit­helfer realisiert. Nach dem zweiten Welt­krieg kam es durch Flüchtlings­bewegungen zu einem erheblichen Zustrom an protestantischen Bürgern nach Wertingen und Meitingen. Mit Erweiterung des Christkönigsinstituts und Bau des katholischen Jugendheims ergab sich die Möglichkeit, auch dort Gottesdienste abzuhalten. In Wertingen wurde bereits 1950 eine Kirche - Geschenk des lutherischen Weltbunds - eingeweiht. Meitingen, das bisher zum Dekanat Ebermergen zählte, wurde am 22.2.1951 der Gemeinde Wertingen zugeordnet und mit dieser am 12.5.1951 dem Dekanat Augsburg ange­schlossen. Nachdem die Siemens-Plania-Werke, in deren Räumen Gottesdienste von Vikaren gehalten wurden (Meitingen war zu dieser Zeit ein Vikariat), großzügige Unterstützung für den Kirchenbau zusagten, erfolgte am 16.10.1955 die Grundstein­legung am heutigen Stand­ort an der St.-Johannes-Straße; nach weniger als einem Jahr Bauzeit konnte am 22.7.1956 die St.-Johannes­kirche Meitingen eingeweiht werden. (Warum diese heute ihr "Sankt" verloren hat, ist eine eigene Geschichte, das kann sich möglicherweise nochmal ändern, zumal sie weiterhin an der St-Johannes-Straße steht...)
Für den Innen­ausbau fehlte noch das Geld, auf dem Kirch­turm hing nur eine kleine auf Cis gestimmte Glocke, die von der Siemens-Plania gestiftet worden war. 1960 wurde das Pfarr­amt von Wertingen nach Meitingen verlegt, in den Jahren 1962-63 entstanden Gemeindehaus­anbau und Pfarr­haus, 1965/66 wurde ein unterkellerter Altar­raum angebaut, die Empore für die Orgel erweitert und auch die heutige Abschlußwand mit dem Lazarusrelief hinter dem Altar errichtet, das ebenso wie das heute aufge­bockte Kruzifix vom Bildhauer Karl Hemmeter, München stammte. Schließlich wurde - teilweise finanziert durch eine aus­giebige Haus­sammlung bei den Gemeinde­gliedern, also dem, was man heute als Fundraising kennt - die heutige 2-manualige Orgel für 46000 DM vom Orgelbauer Steinmeyer/ Öttingen errichtet. Die kleine Cis-Glocke auf dem Turm wurde ergänzt durch eine 500kg schwere Gebetsglocke in Gis' (Inschrift "Amen, ja komme Herr Jesu" Offenbarung 22,20) und eine 300kg schwere Glocke auf h' ("Ich bin die Auferstehung und das Leben" Joh. 11,25). Die Glocken sind damit auf die fünf Glocken der St.-Wolfgangskirche abgestimmt, so dass man sagen kann, dass zwischen unseren Gemeinden niemals Dys­harmonie herrschte. Der Gesamt­klang, dies nur als Kuriosum, soll dem TeDeum (aus der alten lateinischen Messe, seit dem II. vatikanischen Konsil unüblich) angeglichen sein, eine etwas mutige Aussage. Ton­beispiel zum lateinischen "Te Deum":     Quelle: Wikimedia Die erweiterte Kirche wurde am 6.3.1966 von OKR Hans Schmidt und Dekan Lindenmeyer, der schon bei der Grundsteinlegung dabei gewesen war geweiht. 1967 erfolgte noch eine Erweiterung, die die Nutzung des erst jüngst renovierten Paul-Gerhardt-Raums hinter der Orgel ermöglichte, in dem u.a. heute Kindergottesdienst stattfindet, der aber auch Heimat der AA-Selbsthilfegruppe ist. Unter Pfarrer Markus Maiwald wurde mit dem Neubau des in die Jahre gekommenen und für die wachsenden Aufgaben viel zu kleinen Gemeinde­zentrums ein überaus ehrgeiziges Bauprojekt initiiert und während der nachfolgenden Vakanz vom Gemeinderat unter Leitung von Kirchenvorstand Ulf-Oskar Homann mit ungezählten Ehrenamtsstunden und vielen großzügigen Spenden zum Abschluss gebracht: Das alte 78qm-Häuschen von 1963 wurde durch ein modernes Gemeindezentrum mit 220qm Nutzraum ersetzt, auch erfolgte in dieser Zeit die Reno­vierung des Pfarr­hauses, das dann Pfarrer Stefan Pickart mit Frau 2015 bezog, in dessen laufen­der Amts­zeit noch eine große Solar­anlage mit Speicher gekauft und mit Hilfe der Pfadfinder­gruppe montiert wurde. Der Nordeingang der Kirche erhielt eine neue Tür, in einem weiteren Schritt ist noch ein Wetter­schutz projektiert. In der Kirche wurde zum Weihnachtsfest 2023 ein Tageslichtbeamer mit Projektions­leinwand installiert. Das Gemeinde­zentrum wird heute von zahl­reichen Gruppen, darunter Pfarrjugend, Pfadfinder, AA, VHS, Sprach­kursen, Johannes­chor und auch privaten Mietern mitgenutzt, ein Schritt in die Zukunft, denn nach unserem Verständnis wollen wir in der realen Welt verankert sein und unsere Türen offen halten. Der für ca. 70 Personen dimensionierte Martin-Luther-Saal ist mit moderner Multimedia­technik, WLAN und Küche ausgestattet, Gottesdienste können live aus der Haupt­kirche ins Gemeinde­zentrum übertragen werden, wenn - regelmäßig z.B. zu Heilig­abend - die Besucher­zahl die maximale Zahl an Sitz­plätzen übersteigt. Ein großes Multimedia­projekt war die Uraufführung der vertonten Max-Josef-Metzger-Gedichte, die aus der St-Wolfgang-Kirche live in unser Gemeinde­zentrum übertragen wurde. Die Jahre der Coronapandemie waren auch für uns eine große Heraus­forderung. Erstmals stellten wir in einem eigenen YouTube-Kanal Andachten und extra produzierte Video­gottesdienste online, die sich großer Beliebt­heit erfreuen und deren Nutzer­zahl die Besucher­zahl der Präsenz­gottes­dienste übersteigt. Für die Zukunft ist geplant, auch Live-Gottesdienste parallel online zu streamen, Anfang 2024 erfolgt auch der Anschluß ans Glas­fasernetz und das Pfarr­büro wird auf Wunsch der Landes­kirche über weite Strecken in der Cloud wohnen. Das ist etwas kurios: wir Protestanten möchten selbst nämlich nicht "in den Wolken" schweben, sondern fest auf dem Erd­boden stehen, präsent und sichtbar, nur die Medien, mit denen wir unsere Gemeinde­mitglieder und Freunde erreichen können, sind moderner, schneller und bunter geworden und ja: wir erfinden uns immer wieder neu. In Augsburg nennt man uns hinter vor­gehaltener Hand manchmal "das gallische Dorf", wir können nämlich bis­weilen sehr stur sein, wenn es um das Wohl der Gemeinde geht und haben es - wie Asterix - nicht so mit den Autori­täten. Manchmal geht uns auch das Sankt im Namen verloren, möglicher­weise finden wirs mal wieder. Vieles ändert sich und wir versuchen, den Anschluß an die Gegen­wart nicht zu verlieren. Aber unsere Grundfesten, nämlich die lutherischen Sätze sola fide, sola gratia, sola scriptura und solus Christus, die bleiben unser Leit­bild seit dem 31. Oktober 1517.

 martin luther 1139609 640Martin Luther (Pixabay, KM)